Absätze in Romanen
Der heutige Artikel beschäftigt sich mit der Funktion von Absätzen in belletristischen Manuskripten. Wenn Sie also Romanautor sind und nicht recht wissen, wie Sie die Absätze in Ihrem Manuskript am besten anordnen sollen, helfen Ihnen hoffentlich die folgenden Tipps weiter.
Allgemeines zum Absatz
Absätze spielen in Ihrem Roman eine wichtige Rolle: Sie
gliedern den Text und verbessern so die Lesbarkeit. Bei einer guten
Absatzstruktur erkennt der Leser intuitiv, wie er das Geschriebene einzuordnen
hat, da Äußerungen, Handlungen und Beschreibungen, die zusammengehören, von anderen
Inhalten abgegrenzt werden.
Zudem lockern Absätze den Text natürlich auch optisch auf. Eine
Bleiwüste, die sich ohne Unterbrechung über die gesamte Seite erstreckt, erschwert
es dem Auge, sich zurechtzufinden, und macht das Lesen auf Dauer sehr
anstrengend. Um dem Leser die Orientierung zu erleichtern, wird die erste Zeile
eines Absatzes deshalb auch häufig eingerückt, es sei denn, der Absatz steht am
Kapitelanfang oder folgt auf eine Leerzeile.
Letztere erfüllt übrigens eine andere Funktion als der
Absatz: Die Leerzeile steht in der Regel für einen vollständigen Wechsel der
Szene, entweder zeitlich oder räumlich, während der Absatz für Struktur
innerhalb einer Szene sorgen soll. Wenn im Roman Zeit vergeht, aber die Szene
dieselbe bleibt, wird üblicherweise auf eine Leerzeile verzichtet.
In Verbindung mit Wortwahl und Satzlänge eignen sich Absätze
auch sehr gut zur Steuerung des Erzähltempos. In Beschreibungen wecken kurze
Absätze bzw. Satzgebilde beim Leser den Eindruck von Rasanz und Action, längere
dagegen sorgen für ein eher gemächliches Erzähltempo.
Im Folgenden nun fünf einfache Regeln, wann Sie am besten
einen neuen Absatz beginnen sollten:
Absätze bei Interaktionen
Regel 1: Sobald in einem Dialog der Sprecher wechselt, folgt
ein neuer Absatz. Auf diese Weise erkennt der Leser sofort, welche Figur gerade
etwas sagt. Auch nonverbale Äußerungen fallen unter diese Regel.
Beispiel:
»Was hältst du von dem Plan?«, fragte Tom.
»Nicht viel«, antwortete Sven.
»Was gefällt dir daran nicht?«
Sven stieß verächtlich die Luft aus.
In Dialogen können Sie sich als Autor mit einer ordentlichen
Absatzstruktur langfristig auch eine Menge beschreibender Formulierungen wie „sagte
er“, „fragte sie“ oder „antwortete der Mann“ sparen, da eine Äußerung nach einigen
Absätzen problemlos für sich stehen kann.
Regel 2: Die Handlungen, Gedanken und Reaktionen der Figuren
werden nach obiger Regel ebenfalls durch Absätze strukturiert. Dabei steht
alles, was eine Figur sagt, tut oder denkt, innerhalb eines Absatzes. Vermeiden
Sie also, diese Elemente durch unnötige Absätze voneinander zu trennen, um den
Leser nicht zu verwirren.
Beispiel:
»Nun sag schon«, forderte Tom. Er machte einen Schritt auf
seinen Bruder zu.
Sven schüttelte den Kopf und erhob sich von der Couch. »Wir
müssen los.« Er hatte keine Lust auf diese Diskussion. Nicht schon wieder.
Tom warf dem Jüngeren einen wütenden Blick zu. Mistkerl!
Plötzlich klopfte es an der Tür.
Absätze bei Beschreibungen
Regel 3: Beschreibungen, die sich auf verschiedene Handlungselemente
innerhalb einer Szene beziehen, werden ebenfalls durch Absätze getrennt, selbst
wenn sie nicht Teil einer Interaktion sind. Auch hier stehen alle miteinander verbundenen
Elemente wieder in ein und demselben Absatz.
Beispiel:
Tom sah sich panisch um. Waren sie ihm etwa auf die Schliche
gekommen? Wer sollte es sonst sein? Niemand wusste, dass er hier war. Er warf
einen Blick zum Fenster. Sollte er …?
Sven hatte indessen nach dem Rucksack gegriffen. Hektisch
raffte er die Geldbündel zusammen und stopfte sie hinein.
Es klopfte erneut, lauter diesmal. Dann ertönte eine
gedämpfte Stimme: »Hallo? Bitte macht auf, ich brauche Hilfe.«
Regel 4: Längere Beschreibungen, die sich auf
unterschiedliche Elemente einer Szene beziehen, sollten ebenfalls durch Absätze
getrennt werden, auch wenn sie durch die Augen derselben Figur erfolgen.
Beispiel:
Tom sah auf die seltsame Gestalt hinunter, die sich gegen
den Türrahmen stützte. Der Mann war mittleren Alters, hatte aber kaum noch
Haare auf dem Kopf. Über seinem dicken Bauch spannte sich ein stark
verschmutztes Hawaiihemd. Seine Jeans waren zerrissen, und er trug keine
Schuhe.
Am anderen Ende des schummrig erleuchteten Flurs stand eine
Zimmerfrau, die gerade Handtücher sortierte und nun einen fragenden Blick in
ihre Richtung warf.
Absätze bei Zeitsprüngen
Regel 5: Wenn innerhalb einer Szene Zeit vergeht, sollte
dies ebenfalls durch einen Absatz gekennzeichnet werden. Wechselt stattdessen
die Szene, arbeitet man besser mit einer Leerzeile.
Beispiel:
»Ich kläre das kurz«, sagte Tom. »Pack schon mal die Sachen,
ich bin gleich wieder da.« Er trat aus dem Hotelzimmer und schloss die Tür
hinter sich.
Sven ließ sich auf die Couch sinken und stieß einen
erleichterten Seufzer aus. In Kürze würden sie hier weg sein.
Eine halbe Stunde später – die Taschen standen längst
gepackt an der Tür – wartete er immer noch.
Wenn Sie diese fünf einfachen Regeln beherzigen, werden Sie
Ihren Text nicht nur für sich selbst besser strukturieren können; Sie
erleichtern auch Ihrem Lektor oder Manuskriptprüfer die Arbeit und haben
bessere Karten, wenn Sie Ihren Roman bei einem Verlag einreichen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Wenn Sie auf diesem Blog einen Kommentar hinterlassen, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. Ihre IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weiteres dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung sowie in der Datenschutzerklärung von Google.